Tobias Sammelsurium der Woche #14/2024

Was nach einem verspäteten Aprilscherz klingt, ist gar keiner. Die Regierung von Botswana hat am Dienstag damit gedroht, der Bundesrepublik Deutschland 20.000 Elefanten zu schenken, die ja frei in Brandenburg leben könnten. Großbritannien hatte man 10.000 Elefanten zum Grasen im Londoner Hyde Park angedroht versprochen. Ein großes deutsches Boulevardblatt fragte sich schon, ob die Rüsseltiere wohl per Dumbo-Jet nach Deutschland kämen, was eindeutig eine sehr lustige Vorstellung ist.

Der Hintergrund des Streits ist weniger spaßig. Viele europäische Länder wollen den Import von Jagdtrophäen weiter beschränken, die Briten wollen ihn sogar ganz verbieten. Eine Entscheidung, die hier wohl auf breite Zustimmung stößt. Das Problem aus Sicht Botswanas ist, dass mit 130.000 grauen Riesen eine Überpopulation im Land lebt und die legale Jagd damit eine notwendige Maßnahme ist. Die Erlöse flößen schließlich in die Dörfer und damit beispielsweise in die Schulbildung.

Bei hiesigen Wildschweinen und Rehen sind wir weniger zimperlich beim Abschuss. Auch die Jagd auf Problembären und Wölfe wird immer wieder gefordert. Von den Millionen Schweinen, die in der Tiefebene Niedersachsens in »Tierwohl«-Zuchtställen leben, ganz zu schweigen.

Stünden die Dickhäuter nicht in Horden in botswanischen Dörfern, sondern in Berliner Vorgärten, wäre die Jagd wohl schneller erlaubt, als wir Dumbo sagen können.

Ein Problem ist also auch immer eine Frage der Perspektive. Unabhängig wer hier Recht hat, merke ich mir, dass ein angedrohtes Geschenk ein sehr probates Mittel sein kann, eine Diskussion anzuheizen. Eine gute Frage fürs Wochenende lautet daher: Wem könntest du etwas schenken, um deine Ziele zu erreichen?

Dir ein törröööes Wochenende
T.

Post der Woche

Fünf fürs Wochenende

Der letzte Bundestagswahlkampf war geprägt von der Frage »Wann Bubatz legal?«. Jetzt leben wir in Woche 1 der Cannabis-Legalisierung und es stellt sich die Frage, egal wie man zur Neuregelung steht, »Wo Bubatz legal?«, schließlich gibt es Sperrräume rund um Schulen, Kindergärten und Fußgängerzonen. Zum Prüfen gibt's die Bubatzkarte. Deutschland sieht darauf aus, als hätte es Windpocken. Die Karte ist sehr präzise. Vor dem Haus meiner Eltern darf gekifft werden. Beim Nachbarn oberhalb nicht. Bleibt die spannende Frage, was in Deutschland los wäre, wenn die gleichen Regeln auch für den öffentlichen Alkoholkonsum gälten.
» Deutschland einig 🥦-Land

Mit dem Fahrrad durch die Stadt

Für die Verfechter von Verkehrssicherheit auf dem Fahrrad ist dieses Video ein Schocker. Für Mountainbiker eine Anleitung zum urbanen Wahnsinn und für alle anderen eine Anleitung, wie man sein Radel auch benutzen könnte, wenn man talentiert wäre. Zugegeben, mit dem Stil von Freerider Fabio Widmer ist die Verkehrswende nicht zu machen. Sie braucht zu leere Straßen. Aber der Wahnsinn ist es schon, wie er auf seiner Tour von Lyon nach Paris durch die Straßen fährt.
» Kids don't try this at home

Mit Schreibmaschinen musizieren

Schreibmaschinen erleben ein Revival. Letzte Woche hier noch als Zeicheninstrument verlinkt, sind sie diese Woche schon ein Musikinstrument. Das Boston Typewriter Orchester verzückt gerade das Internet mit ihrem getippten Song Selectric Funeral. Die Kommentare reichen von »1850's Kraftwerk« über die »Jimmy Hendrix der Schreibmaschine« bis hinzu »Das war angenehm psychedelisch«. Nicht verpassen!
» Zum Schreibtisch-Konzert

Außer Dienst?

Mit dem Rütteln am Zaun des Bundeskanzleramts und dem Ausruf »Ich will hier rein« fing seine Karriere an. Später wurde er der Genosse der Bosse und noch später Gasgerd. Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat ein Leben lang polarisiert und hat nicht vor damit aufzuhören. Jetzt wird er 80 und hat sich von Lucas Stratmann für eine Dokumentation begleiten lassen. Ein sehenswertes Porträt eines Mannes, dessen Brioni-Anzüge mit Teflon beschichtet zu sein scheinen.
» Eine wortreiche Aussageverweigerung

Pointerpointer

Diese herrlich bescheuerte Website hat nur eine einzige Funktion. Per Tap oder Klick positioniert man einen Mauszeiger auf dem Bildschirm. Wie durch Magie lädt ein Bild, auf dem Menschen genau in Richtung des Cursors zeigen. Das verwendete Bildmaterial sind wohl die schlimmsten Digitalfoto-Unfälle der frühen 2000er. Achtung, hat Suchtpotenzial.
» Zeig mir das Glück

Damals geschrieben

#14/2023: Das gemütliche Bett. Die digitalen Eier.
#14/2022: Das unbewegliche Alte. Die mentale Viskosität

Gedanke der Woche

»Abenteuer sucht man nicht, man findet sie.
Und dann lässt man sich darauf ein und macht was daraus.«
Wolf Lotter

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Liebe oder Hass – was hält länger?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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