🎄Tobias Sammelsurium der Woche #51/2024
Völlig unverhofft fragte mich eines vorweihnachtlichen Morgens mein jüngerer Sohn (8), ob es wirklich Weihnachtswichtel gäbe. Eine solche Frage um 7:38 Uhr kann für Störungen im Betriebsablauf sorgen. Auf der Innenseite meiner Stirn bildete sich Schweiß. Doch dann fiel mir eine Antwort ein.
Kurz nach dem Aufstehen an diesem Morgen hatte mein Sohn mir von einem Traum erzählt. »Konntest du deinen Traum anfassen?« fragte ich ihn zurück. »Nein«, sagt er. »Aber trotzdem wissen wir, dass es den Traum wirklich gab, oder?« Er nickte.
Es entspann sich ein Gespräch über Dinge, die alle Menschen kennen, die aber noch nie jemand gesehen, geschweige denn angefasst hat: Träume, Gerüche, die Luft und vor allem die Liebe.
Vom Unsichtbaren zum Sichtbaren ist es dann gar nicht so weit. Das Unsichtbare braucht nämlich nur ein Helferlein, damit es in die Welt kommen kann. Der Traum braucht unser Gehirn, der Geruch die duftende Quelle und die Liebe ein Wesen, für das wir sie empfinden.
Wenn all diese Dinge obschon unsichtbar doch offensichtlich existieren, warum sollten dann nicht auch unsichtbare Wichtel die Vorweihnachtszeit verschönern können?
»Das stimmt«, sagte der Sohn. »Puh«, dachte der Vater. Den Schweiß auf der Innenseite seiner Stirn hatte nämlich auch niemand gesehen, aber kurz war er wirklich da.
Es ist mal wieder Weihnachten – das Fest des Unsichtbaren und des Spürbaren. Ich wünsche dir, dass du besonders viel Schönes spürst. Frohe Weihnachten!
Dir ein zauberhaftes Wochenende!
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
All my Love
Pünktlich zum Fest haben Coldplay ihren neuen Song »All my Love« veröffentlicht. Natürlich gibt es dazu ein Musikvideo und es ist vielleicht mit Sicherheit das schönste des Jahres. Chris Martin singt mit dem 99-jährigen Schauspieler und Entertainer Dick Van Dyke ein Lied über das Leben, das Alter und vor allem die Liebe. Rührend. Wenn ich 99 bin, möchte ich wie Dick sein. (Singen können wie Chris Martin wäre auch sehr schön.)
» Until I die
Classy Christmas
Gerade in Stilfragen tut ein Blick über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus immer wieder gut. Ob dänische »Hygge«, französisches »Savoir-vivre« oder italienische »Dolce Vita«, viele unserer Nachbarn wissen, wie es geht, das gute Leben. Von unseren britischen Freunden, finde ich, kann man sich ein wenig den Hang zur aristokratischen Festlichkeit abschauen. Ist die Hütte noch so klein, versteht man es hier doch, auf ganz eigene Weise, einen festlichen Palast zu schaffen. The Guardian hat 28 weihnachtliche Dekorationsideen von Style Gurus zusammengetragen. Mit ihnen umweht selbst eine deutsche Buche-Vollholz-Essecke ein Hauch von Sandringham House.
» Ding! Dong! Merrily on High
Mikrowelle öffnen
Es ist der letzte Tag im Büro, alle sind so beschwingt, weil das Arbeitsjahr fast zu Ende ist. Alle stehen um deinen Computer, denn du hast dieses coole kleine Spiel mitgebracht. Es geht ganz einfach. Man startet den Timer einer Mikrowelle bei vier Sekunden Restlaufzeit und muss die Tür so kurz wie möglich vor null Sekunden öffnen. Plötzlich sind selbst die, die in allen Meetings gepennt haben, hochkonzentriert auf Top-Score-Jagd. Geht doch. Das muss dieser Geist der Weihnacht sein, von dem alle sprechen.
» Kann ja nicht so schwer sein
Alles so schön bunt hier
Der Himmel ist nicht nur grau, er bewässert uns dieser Tage auch noch permanent. Sehen kann man ihn eh kaum, denn die meiste Zeit des Tages ist es dunkel. Diese Fakten lassen sich, zumindest in unseren Breitengraden, nicht wegdiskutieren. Aber es gibt Menschen, die sich dagegen stellen, so wie Jessie Unterhalter und Katey Truhn aus Baltimore. Fassaden, Räume, Brücken, Treppen und alles andere, das im urbanen Raum meist so gräulich vor sich hin steht, verwandeln die beiden mit geometrischen Farbflächen in bunte Hingucker. Da kann der graue Winter einpacken.
» Ein drogenfreier LSD-Trip
Freude schöner Götterfunken
Dieses Video ist ein Internetklassiker, der mir zufällig diese Woche wieder über den Weg lief. Über 95 Millionen Aufrufe in 12 Jahren zeigen, dass wohl auch andere immer wieder hierher zurückkehren. Das Video zeigt einen Orchester- und Chor-Flashmob aus dem Jahr 2012, bei dem aus einem einzelnen Musiker über 100 Mitwirkende werden, die die »Ode an die Freude« aufführen. 5:40 Minuten Auszeit im Vorweihnachtstrubel.
» Seid umschlungen Millionen!
Damals geschrieben
#51/2023: Das Phrasenschwein. Trotz allem und gerade deswegen.
#51/2022: Die Einsamkeit. Das Licht.
Gedanke der Woche
»Die Scham muss die Seite wechseln.«
Gisèle Pelicot
Bild der Woche
Frage der Woche
Was ist dein dankbarster Weihnachtsmoment?