Tobias Sammelsurium der Woche #50/2023

Zu den frühen Erfahrungen der Zahlenverwirrung im Deutschen gehört, dass man ab der 13 genau hinhören muss, welche Ziffer vorne und welche hinten steht. Wer direkt mitschreibt, müsste 3-10 notieren, statt dreizehn.

Unsere französischen Freunde machen es ab 80 noch ein bisschen komplizierter. Die sechsundneunzig ist bei ihnen nämlich vierzwanzigsechzehn. Klar, 4 x 20 + 16 ist eben auch 96, oder ganz charmant  quatre-vingt-seize.

Das Neunzigsechs verständlicher wäre als Sechsundneunzig erschließt sich logisch, fühlt sich aber sprachlich nach Kopfsteinpflaster an.

Wenn der Deutsche nicht mehr weiter weiß, bildet er 'nen Arbeitskreis, der auch gerne zum Verein geadelt werden darf. Und weil es in Deutschland für alles einen Verein gibt, gibt es auch Zwanzigeins e. V., den Verein zur Reform der deutschen Zahlensprechweise. Kein Scheiß.

Die Pisa-Misere ist uns gerade erst wieder vor Augen geführt worden. Daher schlug ein kluger Kopf in der Zeit jetzt vor, die Zahlen künftig als Matheaufgaben zu rappen. Achtzehn beispielsweise könnte zu dreimalachtminussechsplusdrei werden. Großartig!

Aber damit hätten wir ja nur etwas für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Teil des Bildungssystems getan. Was aber ist mit der Sprache? Gut, dass wir das Buchstabieralphabet mit den Zahlen von Anton (gleich eins) bis Zacharias (gleich 26) haben. Das lässt sich doch prima verbinden.

Dann würde aus dem Achtzehn-Rap: Cäsar mal Heinrich minus Friedrich plus Cäsar. Der Clou daran ist, dass es auch auf englisch geht: Charlie times Hotel minus Foxtrott plus Charlie. Und bei allem über 26 rechnen wir wie die Franzosen, nur eben mit Buchstaben. Dora-Theodor-Otto? Klar: 96.

Wenn das aus einer Generation von Blitzbirnen keine Überflieger macht, weiß ich es auch nicht. Wir sollten einen Arbeitskreis, nein, besser einen Verein gründen. Graf Zahl hätte seine helle Freude.

Dir ein Richard-Ulrich-Heinrich-Ida-Gustav-Emil-Samuel Wochenende
T.

Post der Woche

‌‌‌‌‌Fünf fürs Wochenende

52 Dinge

»Junge, wieviel Mist kann man eigentlich posten?«, denke ich manchmal auf meinen Streifzügen durch das Netz und dann tauchen da plötzlich wieder so Perlen auf, wie die Liste »52 Things I Learned in 2023« von Tom Whitwell. Vor solchen Artikeln muss man eindeutig warnen. Jede Empfehlung darin ist großartig, hinter jeder davon könnten weitere liegen und schwupps ist man für den Rest des Tages verschwunden. Es ist eine Falle!
» Ab in den Kaninchenbau

QR-Code-Fabrik

Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta und brennt auch nachts im Kühlschrank das Licht? Klar, alles längst geklärt, dank der Sendung mit der Maus. Aber wie werden eigentlich QR-Codes gefertigt? Keine Ahnung? Geht ganz einfach, wenn man es einmal verstanden hat.
» Zum Bauklötzestaunen

I thought about that a lot

Die schöne Tradition des Adventskalenders verkürzt die Wartezeit aufs Fest und gibt dem häufig eher stressigen Jahresende eine milderes Antlitz. »I thought about that a lot« ist ein literarischer Vorweihnachtskalender in dem 24 anonyme Autor*innen, 24 kleine Essays über Dinge geschrieben haben, die sie 2023 bewegt haben. Beim Text über Einsamkeit, kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen.
» Noch neun Mal schlafen

Iiiiih, Pilze!

Sobald ein Champignon oder anderer Pilz auch nur androht in die Nähe meines Tagesgerichts gekommen zu sein, droht die Brut mit Nahrungsverweigerung als würde es um ihr Leben gehen. Dabei ist Leben auf unserem Planeten ohne Pilze gar nicht denkbar. »Fungi - Web of Life« ist eine neue, scheinbar nicht ganz unaufwändige, Filmproduktion über die Rolle von Pilzen für unser Ökosystem, weit über die Pilzrahmsauce hinaus. Läuft scheinbar aktuell nur in den USA. Aber der Trailer alleine lohnt sich.
» Muss ich das wirklich essen gucken?

Chipsgeschmack

Die Snackabteilung eines durchschnittlich sortierten Supermarkts ist ein geschmackliches Wunderland. Neben den klassischen Chips ungarisch, die nur in Deutschland so beliebt sind, finden sich Geschmacksvarianten von Meersalz, über Sweet Chili und BBQ bis hin zu Tsatsiki und mittlerweile auch Currywurst. Bei manchen Kreationen stell ich mir die Frage, wer das isst. Viel spannender aber ist die Frage, wer sich das ausdenkt und wie der Currywurst-Geschmack auf die Kartoffelscheibe kommt. Darum kümmern sich Menschen wie Reuben und Peggy, die den Weltbesten Job-Titel haben: Snack Development Manager. Was sie machen, hat der Guardian aufgeschrieben.
» Nationalgerichte als Pulver: die geheime Welt des Chipsgeschmacks

Gedanke der Woche

»Zu sagen, was ist, bleibt die revolutionäre Tat.«
Rosa Luxemburg

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Was darf ich hoffen?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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