Tobias Sammelsurium der Woche #50/2021
Guten Morgen {{first_name}},
ich finde das Konzept Weihnachten ist kaputt. Damit meine ich nicht das Fest an sich sondern diesen irren Rush zum Jahresende. Diese Spirale des "das muss noch fertig werden", dieses unaufhörliche Anschwellen flirrender Aktivitäten und wenn nix mehr geht ist plötzlich Besinnlichkeit.
Diese Woche bin ich über den "Schleier des Nichtwissens" gestolpert. Ein Konzept des Philosophen John Rawls und Teil seiner Gerechtigkeitstheorie. Keine Angst, es kommt jetzt keine Vorlesung.
Zusammengefasst: Es geht um die Frage, wie Menschen in ihrem Urzustand – also losgelöst von Geschlecht, Herkunft, Wohlstand, Fähigkeiten, Präferenzen – eine gerechte Gesellschaft für alle entwicklen würden.
Gut, soweit die Ausgangslage. Jetzt die Praxis im Kleinen: wie würden wir eigentlich Weihnachten feiern, wenn wir uns alle Mal versuchen würden hinter den "Schleier des Nichtwissens" zu setzen? Würde dann bis zum 24.12. mittags gearbeitet? Würde dann soviel gekocht, geschenkt, gereist und eingeladen? Wäre Weihnachten dann mit soviel Emotionen und Erwartungen beladen? Wozu und wie würden wir Weihnachten erfinden, wenn es noch nicht existierte?
Noch sind's sieben Tage bis zum Fest. Sieben Tage um ein bisschen mehr von dem Weihnachten zu erfinden, dass wir wirklich wollen. Das wird gut.
Dir ein festliches Wochenende!
T.
Gezwitscher der Woche
Ist dieses Interrail eigentlich noch ein Ding? Kommt es zur Zugteilung in Ulan Bator und was passiert bei umgekehrter Wagenreihenfolge in den Abschnitten A-E? Senk ju vor träwelling wis Global Eisenbahn.
Fünf für's Wochenende
Africa's Rising Cities
In unserem eurozentrischen Weltbild glauben wir ja der Nabel der Welt zu sein. Aber die Musik spielt längst woanders. Während die wirtschaftliche und politische Stärke Asiens unübersehbar ist, tut sich südlich von good old Europe etwas, dass kaum jemand auf dem Radar hat. Bis 2100 werden 13 der 20 größten urbanen Siedlungsgebiete in Afrika liegen. Zum Ende diesen Jahrhunderts könnte es der einzige noch wachsende Kontinent sein. Das dürfte "unser" Weltbild ziemlich erschüttern.
Die Gestörten
Das Allermeiste was tagtäglich medial produziert wird "versendet sich". Es kräht halt am nächsten Tag kein Hahn mehr danach. Es gibt allerdings auch die Essays von Wolf Lotter in brand eins. Dieses hier aus dem Jahr 2007 beleuchtet die Unersetzbarkeit der Kreativen. Übrigens nicht stereotyp auf bestimmte Berufe bezogen, sondern auf eine Haltung. "Ohne Kreativität keine Kohle. So einfach ist das."
THE GAP by Ira Glas
Für alle (Kreativen), die zweifeln.
Matheleugnerin
"Nur weil ich Mainstreammeinung nicht teile, müssen Sie mich nicht anschreien." Ich habe Tränen gelacht.
Keine Macht den Drogen
"My heart is beating backwards." Ich habe Tränen gelacht, Teil II.
Gedanke der Woche
"I imagine one of the reasons people cling to their hates so stubbornly is because they sense, once hate is gone, they will be forced to deal with pain." – James Baldwin
Bild der Woche
Frage der Woche
Für wie alt würdest du dich halten, wenn du nicht wüsstest, wie alt du bist?
Buch der Woche
So wie Erotik mehr ist als Sex, ist gutes Essen mehr als Nahrungsaufnahme. Nun gibt es über beides viele Bücher. Entweder Ratgeberliteratur der Kategorie "in wenigen Schritten zum Erfolg" oder Bücher die auf eine Reise mitnehmen. Letztere schreibt für die Küche Nigel Slater. Geschichten über tolle Produkte, herrliche Aromen und ganz einfach gutes Essen. Klar, es sind auch Rezepte enthalten (250) und die hangeln sich in diesem Werk am Jahr entlang. Mit dem guten Essen ist es wie mit der Erotik. Es beginnt im Kopf.
ISBN: 978-3-8321-9912-8 | Kauf' lokal oder inhabergeführt! | Jetzt bei Stories Hamburg bestellen.