Tobias Sammelsurium der Woche #47/2022

Guten Morgen {{first_name}},

dieser Tage hat die Deutsche Telekom die letzte Telefonzelle demontiert und die Deutsche Bahn hat bekannt gegeben, dass sie ihr gedrucktes DB-mobil-Magazin nach 261 Ausgaben einstellt.

Der kalte Geruch von Zigaretten, unwiderruflich eingeschmökt in die Bakelit-Hörer der gelben Häuschen, liegt mir noch heute in der Nase. Genauso wie die Textur des Dünndruckpapiers in den dort aufgehängten, meist klammen, Telefonbüchern.

Die an der Scheibe hängende Hauspostille der Bahn, gehört zur Zugfahrt wie die Frage "Hier noch jemand zugestiegen?". Ähnlich dem ADAC Magazin dürfte die Auflage riesig, die Leserschaft im Verhältnis eher begrenzt gewesen sein. Maximal kurz vor dem Zielbahnhof, wenn Reiseproviant und Buch schon längst wieder verstaut waren, bekam das speckig angegrabbelte Heft noch kurz Aufmerksamkeit.

Das Verschwinden solcher, schon immer da gewesener, Elemente produziert, mal mehr, mal weniger, einen Aufschrei, weil wir uns so an sie gewöhnt haben. Selbst genutzt haben wir sie wahrscheinlich schon ewig nicht mehr.

Addition geht einfach. Es ist verführerisch leicht sich neues auszudenken. Noch eine Funktion, noch ein Angebot, noch ein Ding. Mehr geht immer. Mehr scheint Altes zu heilen. Mehr kaschiert die Fehleinschätzungen der Vergangenheit.

Subtraktion ist schwierig. Loszulassen ist eine Herausforderung. Es könnte ja sein, dass wir das noch mal brauchen. "Was früher gut war, wäre auch heute noch gut, wenn man es in Ruhe gelassen hätte" lautet die Devise.

Was wir vermeintlich vermissen ist jedoch nicht die Sache an sich. Die meisten Telefonzellen waren schon in den 1980ern einfach nur widerlich. Sie bleiben in unseren Köpfen Artefakte einer vergangenen, scheinbar besseren Zeit. Aber: Früher war früher eben auch nicht besser, nur anders.

Dir ein befreites Wochenende

T.

P.S. Dieses Wochenende schreit nach Dopamine Radio. Dance it out!

Gezwitscher der Woche

Fünf fürs Wochenende

Palmers Paradies

Boris Palmer, ist das Enfant Terrible der Grünen und seit 15 Jahren Oberbürgermeister von Tübingen. Mit Fotovoltaikpflicht, Bewegungsmelder an Straßenlampen und Abwärme aus dem Klärwerk kämpft er dafür seine Stadt zur Klimaneutralität zu transformieren. Der Plan scheint zu funktionieren und wer diesen Spiegel TV Bericht gesehen hat, fragt vielleicht mal bei der eigenen Stadtspitze nach, woran es eigentlich hakt – wahrscheinlich am Wollen.

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Banksys Wände

Seine Werke sind legendär, er selbst ist weiterhin unerkannt. Der Künstler Banksy nutzt kahle Wände um seine Graffiti-Botschaften zu verbreiten und taucht damit immer wieder an unerwarteten Orten auf. Jetzt war er in der Ukraine. Die Symbolik des Judo-Motivs dürfte auch im Kreml verstanden werden.

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Bachors Schlaglöcher

Der Künstler Jim Bachor hatte die Nase voll von den Schlaglöchern in seiner Heimatstadt Chicago. Nach einem Besuch in Pompeji kam auf eine Idee. Statt die Wunden der Straße einfach zu verfüllen, belegte er sie mit Mosaiken. Seine Werke sind mittlerweile auch in New York, Philadelphia, Detroit, San Antonio, Nashville, Los Angeles, Carrara und Jyväskylä aufgetaucht. Manche davon sind auch schon wieder verschwunden. Er hat sie alle dokumentiert. So verziert wünscht man sich (aber nur kurz) mehr Schlaglöcher.

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Burning Mans Staub

Mitten in der staubigen Wüste Nevadas findet mit dem neuntägigen Burning Man Festival jährlich ein legendäres Happening statt. Laut Wikipedia "nicht nur eine große Kunstausstellung, sondern auch ein Ort intensiver Selbstdarstellung und eine große Party." Jesse Chandler hat das Burning Man Festival 2022 per Drone dokumentiert. Makes you wanna go there.

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500 Buchstaben

Wer heute noch ein wenig zu prokrastinieren hat und gleichzeitig sein Englisch-Vokabular trainieren möchte, dem sei 500 Letters ans Herz gelegt. Tetris-artig, allerdings von unten nach oben, schieben sich Buchstaben über den Screen, aus denen Wörter zu formen sind. Not as easy as it sounds.

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Gedanke der Woche

"Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Fantasie eines Menschen." – Astrid Lindgren

Bild der Woche

Frage der Woche

Was würdest du mit einem Lottogewinn von 120 Millionen Euro machen?

Das Ding der Woche

Der Weg von der zivilisatorischen Skyline zum Bordstein ist oft nicht weit. Letzte Woche ging es an dieser Stelle um scharfe Messer heute befinden wir uns vermeintlich am unteren Ende der Küchenwelt: asiatische Instant Nudeln. Für die braucht man nämlich gar keine Küche. Wasserkocher, Schüssel und Löffel genügen.

Wenig schien auch mir weiter weg von einer gelungener Mahlzeit zu sein, als diese Päckchen. Dann stieß ich auf den Artikel, ach was die Liebeserklärung, "Ramen fürs Leben" [Paywall] im SZ-Magazin. Spätestens nach "Die Nudeln schmeckten nach gerösteten Zwiebeln und fleischigem Umami, ein Schmerzmittel in Brühform. Ich schlürfte sie noch im Stehen.“ stand ich am nächsten Tag im Asia Supermarkt und entdeckte die Welt der "Industrieprodukte mit Zauberkräften" wie der Autor Marvin Xin Ku sie nennt.

Schneller kommt man kaum an eine warme Mahlzeit und wenn man sie, wie beschrieben, aufpoliert sind sie in der Tat ein Gedicht. Ku schreibt "Das einfachste Topping sind frische Frühlingszwiebeln und ein Ei, ob hart- oder weichgekocht, als Eierstich oder Spiegelei. Zu den Nudeln passt fast jedes Restgemüse oder Fleisch, was gerade im Kühlschrank ist. Manchmal blanchierte mein Vater frischen Spinat, Chinakohl oder Brokkoli in der Brühe mit, oder er briet dünn geschnittene Schweinebauchscheiben an und löschte das Ganze mit Brühe ab."

Ja, wahrscheinlich hätte ich vor nicht allzu langer Zeit so die Stirn gerunzelt, wie du jetzt gerade. Können diese Briketts eine kulinarische Erfüllung sein? Beim nächsten Mal nimmst du einfach so ein Päckchen mit und probierst es wie oben beschrieben aus. Musst du ja niemandem erzählen.

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