Tobias Sammelsurium der Woche #33/2023

Wer die A57 an der Ausfahrt Neuss-Reuschenberg verlässt und in Richtung Holzheim fährt, der erlebt das Rheinland meiner Kindheit. Verklinkerte Ein- bis Dreifamilienhäuser, hier eine Imbissbude, dort die Fahne der örtlichen Schützen vom St. Hubertuscorps. Freundliche Menschen, viele Fahrräder und Weite. Was ehemals kleine Dörfer waren, sind heute Wohngebiete im Düsseldorfer Speckgürtel. Lässt man Holzheim hinter sich, folgt man der schnurgeraden, feldergesäumten Landstraße bis zum Schild »Insel Hombroich«.

1984 kaufte hier der Düsseldorfer Immobilienmakler und Kunstsammler Karl-Heinrich Müller eine verlassene Villa mit verwildertem Park und machte das Areal am Flüsschen Erft zu einem Museum. Mitten in die Natur baute er nach und nach puristische Austellungspavillions und lud Künstler ein vor Ort zu Arbeiten. "Kunst parallel zur Natur" war seine Idee.

Zum Ticket gibt's einen groben Geländeplan, denn auf Schilder wird weitestgehend verzichtet. Im Café gibt es einfache Getränke und Speisen. Die sind zum Erstaunen vieler kostenlos. Es ist, als nehme der Ort seine Besucher ernst. Positive Irritation als Teil des Konzepts.

Was mich an Hombroich fasziniert ist, neben Natur und Kunst, der Sprung von Null zu Eins. Da war nichts – kein Museum, keine Künstler*innen, keine Idee. Dann kam Müller mit seiner ganz eigenen Vision, drückte diesem Fleckchen Erde seinen Stempel auf und schuf einen Ort für alle. Wahrscheinlich, hoffentlich, hat er an seiner Idee am meisten Freude gehabt. Mittlerweile ist er lange tot. Seine Idee aber lebt immer noch.

Die wenigsten von uns werden ein eigenes Museum gründen. Aber möglichst oft aus einer Null eine Eins machen, die Welt mit einer eigenen Idee zu bereichern, das kann jede*r und das ist doch ziemlich großartig, oder?

Dir ein mutiges Wochenende!
T.

P/S Für Nicht-Rheinländer: Das i in Hombroich ist ein rheinisches Dehnungs-I. Es heißt Hombrooch, nicht Hombreuch. Zweitens: Ein paar Impressionen aus Hombroich gibt's in meinem kleinen Insta-Reel.

Post der Woche

‌‌‌‌‌Fünf fürs Wochenende

Flower Power

Ist der Tag oder die Seele noch so trüb – Blumen machen alles besser. Nicht die cellophanierten Verlegenheitssträußchen von der Tanke, sondern Blumen, die mit ihrer Pracht den Raum füllen. Sowas kann man auch draußen machen, hat sich Lewis Miller aus New York gedacht und seinen Arrangements auf auf die Straßen des Big Apple gebracht. Kleinklein? Wohnt hier nicht!
» Hold my Vase

Enter Sandman

Mehr Podcasts im Sammelsurium lautet der Plan. Oft heißt es "Ich habe keine Zeit sowas zu hören". Fair enough. Aber einschlafen müssen wir alle. Wer sich in das Reich der Träume von der unfassbar sonoren Stimme des tollen Oliver Polak entführen lassen möchte, dem sei Enter Sandman ans Herz gelegt. Gemeinsam mit einer Mitgastgeberinnen unterhält sich Polak über Heiteres und Nachdenkliches bis man schlummerig wird. Für alle, die bis zum Schluss durchhalten, wird noch gemeinsam gezählt. Übrigens: Der einzige Podcast, den ich kenne, mit einer eigens eingesungenen Titelmelodie. Alleine dafür lohnt sich das Reinhören.
» Bonne nuit!

Badminton atemlos

Laue Sommerabende, die Älteren werden sich erinnern, laden zu einer Runde Federball ein. Freude entsteht, wenn der Ball viele Male hin und her fliegt. Wer es ernster meint, spielt mit gleichem Material Badminton. Wer richtig gut ist, wird zur Speedmaschine. Weltklasse ist, wer so spielt, wie es sich kürzlich bei den BWF Malaysian Masters im Doppel ereignete. Ein grandioser Fight über 211 (!) Schläge bis der Ball zu Boden ging.
» Piff-Paff-Peng (3,5 Minuten)

Grumpy Fish

Na, hattest du eine harte Woche? Wenn man sich die Unterwasserbilder von Andrey Savin anschaut, könnte man meinen, dass es auch manchem Fisch so geht. Keine Ahnung, was da im Meer die Laune so versaut hat, aber Überwasser macht das Ansehen der Bilder garantiert gute Laune.
» Unter dem Meer

Hochspannungsspielzeug

Kleines, per Batterie betriebenes Spielzeug kommt meist mit 2,5 bis 5 Volt Spannung aus. Was allerdings passiert, wenn man 5, 10 oder gar 30 Volt anlegt? Dann wird's rasant, bis es sie, wie den Dancing Gorilla am Ende, zerlegt. Solche Experimente bespaßen mich. Erkenntnisgewinn gering, Heiterkeit groß.
» Speed is what I need

Gedanke der Woche

"Outside of a dog, a book is a man’s best friend. Inside of a dog, it’s too dark to read."
Groucho Marx

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Ist die Antwort auf jede nicht gestellte Frage »Nein«?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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