Tobias Sammelsurium der Woche #29/2024
Mit dem Beginn der Sommerferien in Europa wogen wieder Wellen von Menschen über den Kontinent, die ihre freie Zeit nicht da verbringen wollen, wo sie sonst immer sind.
Die Städter fahren also aufs Land, die Landbevölkerung in die Städte, die Menschen vom Meer in die kühlen Berge und alle Binnenländer an die See. Dabei bilden sich unglaublich Blechlawinen von Campern und Kombis am Brenner und vor dem Karawankentunnel.
Spätestens jetzt erkennen wir wieder, warum der europäische Flugzeugbauer Airbus heißt. Schließlich müssen in maximal bestuhlten Blechröhren Menschen von Norwegen nach Kreta und von Paderborn nach Palma de Mallorca geshuttelt werden. Alles bewegt sich der Sonne entgegen.
Alles? Nein. Ein kleine aber mächtige Gruppe Lebewesen bewegt sich aus allen Teilen des Kontinents nach Deutschland. Richtig, es handelt sich dabei um die Schnecken. Während der deutsche Reiseanbieter FTI gerade erst eine krachende Insolvenz hingelegt hat, geht es der STI – Schnecken Touristik International – blendend.
Millionen von Kundinnen und Kunden konnten in den letzten Wochen in fast jeden Winkel des Landes verteilt werden. Die STI-Geschäftsleitung spricht von einem Rekordjahr. Die Kundenzahl sei nicht mehr zu ermitteln, so viele seien es.
Während die deutschen Touris am All-Inclusive-Buffet gerne über fehlende Speisen meckern und das Bier zu warm finden, sind die Schnecken eine äußerst dankbare Zielgruppe.
Einmal am Urlaubsort angekommen, fressen sie einfach alles weg, was ihnen in den Weg kommt und hinterlassen nur Fünf-Sterne-Rezensionen. Nicht nur das Essen ist hervorragend, auch das Wetter spielt für STI mit. Ein durchgängig feuchtes Umfeld lässt die Kundschaft frohlocken und auch die Fortbewegung auf den Schleimbahnen fällt in diesem Umfeld besonders leicht.
Während die Europäer also wechselseitig übereinander herfallen, räumen die Schnecken konsequent die deutschen Gärten aus. Der neueste Schrei ist der Schnecken-Urlaub im Hochbeet. Das hat wenigstens noch etwas Exklusivität statt des Pöbelgelages am ordinären Salatkopf.
Wenn die Deutschen dann wieder nach Paderborn oder Wipperfürth zurückkehren, werden sie sich wundern, dass auch andere Spezies sich so verhalten wie sie selbst.
Unter einem halb verwelkten Salatblatt hört man das Rülpsen einer letzten, sehr satten Schnecke. Schön war's. Bis nächstes Jahr!
Dir ein flutschendes Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern
Die Zeit hat ihre Leserinnen und Leser gebeten, die eindrücklichsten Sätze aus ihren Psychotherapien zu teilen. Herausgekommen ist ein weises Kompendium, voller Mut, Menschlichkeit und Lebenserfahrung in 100 Sätzen. Sehr lesenswert!
» Wer loslässt, hat beide Hände frei
Jimi Hendrix Unplugged
Eine große Gewissheit auf jeder Jugendfreizeit ist, dass irgendwann irgendwer die Klampfe auspackt. Ob Betreuerin oder cooler Jugenddiakon, irgendjemand kann ein bisschen zupfen oder schrabbeln und schon beginnt die Lagerfeuerromantik. »Jeder Christ ein Gitarrist« eben. Die hier verlinkten Videos sind von musikalisch etwas anderer Qualität: Die Rock-Ikone Jimi Hendrix, Gott an der E-Gitarre, in zwei wahrscheinlich einzigartigen Videos mit der Akustikgitarre in der Hand.
» A different Jimi Hendrix Experience
Mal mir mal was
Das mit dieser künstlichen Intelligenz ist ja eine dolle Sache. Da schreibt man einen Satz und dann baut ein neuronales Netz daraus ein Bild. Aber wie funktioniert das wirklich? Wie präzise oder locker muss man den Satz formulieren? Google hat eine Seite veröffentlicht, auf der man rückwärts ausprobieren kann, ob man zu einem existierenden Bild den zugrunde liegenden Prompt schreiben kann. Leider nur auf englisch aber ein ebenso lehrreicher wie spaßiger kleiner Zeitvertreib.
» Ich prompte was, das du dann siehst
Auf das Dach der Welt
Der Mount Everest als höchster Berg der Erde ist ein Mysterium, Sehnsuchtsziel und leider auch eine Müllhalde. Die meisten von uns werden wohl nie in seine Nähe kommen, geschweige denn ihn erklimmen. Der Drohnenhersteller DJI hat jetzt eines seiner Produkte von einem Basislager bei 3500 Metern bis zur Spitze des Bergs geschickt und dabei spektakuläre Bilder produziert. Einfach irre.
» The mountains are calling and I must go!
Da guckst du
Das Smithsonian ist eine bedeutende Forschungs- und Bildungseinrichtung mit Sitz in Washington, D.C., die zahlreiche Museen betreibt. Unter dem Namen Smithsonian Open Access steht eine riesige Datenbank mit 4,9 Millionen Bildern aus 21 Museen, neun Forschungszentren, Bibliotheken, Archiven und dem National Zoo zur Verfügung. Ob Gemälde oder Fotos, Briefmarken oder Blumen, die Kollektion ist schier unendlich. Das Beste daran? Alle Daten können uneingeschränkt für eigene Projekte verwendet werden.
» Open für alle
Damals geschrieben
#29/2023: Das Sommerloch. Der Löwe von Kleinmachnow.
#29/2022: Die leere Woche. Das geglückte Experiment.
Gedanke der Woche
»You are mad, bonkers, completely off your head. But I'll tell you a secret. All the best people are.«
Alice
Bild der Woche
Frage der Woche
Wieviele Menschen kennen dich wirklich?