Tobias Sammelsurium der Woche #29/2023
Gestern ist mir mal wieder bewusst geworden in welch geologisch höchst aktiven Gegend wir leben. Ich bin mir nicht sicher, ob es an den Temperaturen, der Dehydrierung oder der Langeweile liegt: Pünktlich zum Sommer tun sich mit frappierender Präzision Löcher unter uns auf.
In diesen Sommerlöchern finden zwei Spezies ihr natürliches Habitat. Hinterbänkler aus dem Bundestag, die jetzt auch mal was fordern wollen und tierische Bestien.
Wer erinnert sich nicht an den Kaiman Sammy, der 1994 bei einem Spaziergang (?!?) mit seinem Besitzer in einem Baggerloch bei Dormagen verschwand und erst nach langer medialer Hetzjagd durch einen Taucher aus dem trüben Gewässer gefischt werden konnte? Der weiße Hai war ein lauer Sommerfurz dagegen.
Der in den Alpen gesichtete Problembär Bruno trieb den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in die rhetorische Wolllust derweil wahrscheinlich seine Gattin Karin, von ihm mit dem tierischen Kosenamen Muschi geadelt, in Wolfrathausen nicht mehr aus dem Haus durfte.
Gestern nun öffnete sich der sandige Boden im Süden unserer Hauptstadt und heraus stapfte eine Muschi, Pardon, Großkatze vom Typ Löwin. Sicherheitszonen bis Charlottenburg wurden initiiert, Menschen in ihre Wohnungen verwiesen und Maßnahmen ergriffen, als ob Biden und Putin sich zu Verhandlungen im Bundeskanzleramt träfen.
Die Bild-Zeitung will herausgefunden haben, dass ein berüchtigter Berliner Clan das unauffindbare Tier gehalten hat, bevor es ausbüchste. Im Löwen-Ticker der Bild (kein Scheiß!) lässt der Bürgermeister von Kleinmachnow verkünden „[Es] Kann nicht so weiter gehen“ und die hochdekorierte Boulevard-Redaktion hat herausgefunden, dass die Welt jetzt auf Berlin blickt, obwohl ja niemand eine Großkatze vermisst.
Ich bin für Heiterkeit immer zu haben. Aber in diesem Moment der nationalen Katastrophe stehen wir gemeinsam an der Seite unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger am Rand des Lochs. Ja, wir alle sind jetzt Kleinmachnow. Wir alle sind jetzt Berlin. Mögen wir die nächsten Stunden und Tage im Vertrauen auf das Gute aushalten, damit nach diesem Loch endlich eine bessere Zukunft beginnt.
Gott mit uns, in diesem Deutschland einig Wahnsinnsland!
Dir ein lochloses Wochenende!
T.
Gezwitscher der Woche
Fünf fürs Wochenende
Allez Les Bleus!
Orange, der französische Mobilfunkanbieter veröffentlicht einen mitreißenden Werbespot mit der französischen Fußballnationalmannschaft. Emotional, fesselnd, voller Spielfreude. Genau so, wie man(n) sich das vorstellt. Die Pointe kann ich hier nicht verraten, nur soviel: spätestens nach einer Minute lohnt das Video sich auch, wenn man Fußball nix, nada, niente am Hut hat.
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Fudge: Tetris andersrum
Tetris ist der Spieleklassiker schlechthin. Sogar einen Kinofilm, der die irre Geschichte des in der Sowjetunion erfundenen Spiels rekapituliert, gibt es. Hier allerdings soll es um ein kleines Online-Spiel gehen, bei dem nicht Bauklötze hinzukommen, sondern man durch anklicken die Steine aus einem großen Block wieder rauslöst. Tetris, genau umgekehrt. Ideal für alle, die gerade im Büro sitzen und ihre Kollegen im Urlaub beneiden und diejenigen im Urlaub, denen der Blick auf's Meer langsam zu öde wird.
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It's a Barbie World
Was hat diese Puppe nicht schon alles erlebt. Konsumbegier kleiner Mädchen, Hassfigur für Feministinnen, Cashcow für Mattel, Role Model für gesellschaftlichen Wandel. Egal wie, Barbie polarisiert. Dabei wollte sie doch einfach mit Ken in ihrer pinken Welt leben. Passend zum neuen Barbie-Film, haben die Macher*innen eine Villa in Malibu (wo sonst?) im 1:1 Barbie-Stil gestaltet. Es heißt, beim Hersteller des Pink-Farbtons sei das Lager leer. Das Ergebnis steht jetzt auf AirBnB. Buchungen sind nicht mehr möglich, aber einen Augeninfarkt gibt's dort immer noch gratis.
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Kiesel-Kunst
Auch aus den Steinen, die einem das Leben in den Weg legt, kann man etwas Schönes bauen. So oder so ähnlich steht es in Sprüchekalendern. Justin Bateman hat das etwas wörtlicher genommen. Er legt aus Kieseln und anderen Fundsteinen Porträts, frag nicht nach Sonnenschein.
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Lucky Shots
Es gibt Fotos, die nicht vom eigentlichen Motiv leben, sondern von ihrer zweiten Ebene. Kann man nicht erklären, muss man gesehen haben, erschließt sich ohne weiteren Kommentar. Hingucken genügt. Ready? Auf geht's!
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Gedanke der Woche
"You can have it all. Just not all at once."
Oprah Winfrey
Bild der Woche
Frage der Woche
Geht es allen anderen immer besser?