Tobias Sammelsurium der Woche #25/2024
Die BBC berichtete diese Woche, dass man sich bei McDonalds in den USA entschieden habe, eine Kooperation mit IBM zum Jahresende auslaufen zu lassen. Die beiden Konzerne haben, offenbar wenig erfolgreich, versucht, die amerikanischste aller Fast-Food-Formen, das Bestellen am Drive-Through-Schalter, mit künstlicher Intelligenz aufzupeppen.
Statt von Menschen sollte die Bestellung durch die Maschine aufgenommen werden. Das klingt sehr effizient und es kann ja nicht so schwer sein »eine große Pommes, zwei McSundae und eine Cola light« korrekt zu transkribieren. Denkste! Das Automatic Order Taking genannte System machte eher was es wollte.
Eine Kundin soll 22 nicht bestellte Packungen Chicken McNuggets im Wert von knusprigen 222 $ zu ihrer Bestellung hinzugefügt bekommen haben. In anderen Fällen wurde das Softeis angeblich mit herrlichen Speckflocken bestellt.
Man könnte ja meinen zwei Weltkonzerne mit Geldspeichern wie Dagobert Duck sollten in der Lage sein so etwas in den Griff zu bekommen, scheinbar sind sie es aber nicht.Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und ich vermute man wird schon bald ein Folgeprojekt aufsetzen.
Ich würde empfehlen dabei aber nicht nur auf künstliche, sondern auch auf kulinarische Intelligenz zu setzen. Wie das geht hat uns der Altmeister des deutschen Humors, Loriot, schon vor über 30 Jahren in »Papa ante portas« gezeigt. Dort versucht das Ehepaar Renate und Heinrich Lohse in angespannter Stimmung eine Bestellung aufzugeben. Die kulinarische Intelligenz des Obers führt zu zielgerichteten Handlungsempfehlungen wie »Das ist nicht sehr zu empfehlen« und »Davon möchte ich Ihnen auch abraten«. Auch der finalen Entschluss für den Jägerspieß wird mit einem lakonischen »Wie Sie meinen« quittiert.
Die Menschen im Drive Thru von der lästigen Auftragserfassungsarbeit zu befreien ist ein ehrenwertes Anliegen. Eine seelenlose KI ohne menschliche Attitüde ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich fänds super, die nächste Version der Automaten würde Haltung zeigen wie Ferdinand Dudenhöffer bei Loriot und Evelyn Hamann. So ein »Sollten Sie gleich essen, ist nicht sehr heiß« ist doch eine vertrauensstiftende Maßnahme. Vielleicht fahren wir also in ein paar Jahren an die dann künstlich-kulinarisch intelligenten Automaten und fragen: »Herr Ober, dürfen wir Ihnen etwas bringen?«.
Dir ein aufrichtiges Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Die Welt zu Gast bei Freunden
Man muss mit Fußball nichts am Hut haben, um zu spüren, dass so ein Turnier dem Land gut tut. 18 Jahre nach dem WM-Sommermärchen ist es auch mal wieder an der Zeit. Hier kommen daher drei nette und ein weniger netter Blick auf das Gastgeberland 2024. Und immer dran denken: Bürotechnik, äh Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen!
» Völlig losgelöst:
Der schönste Torjubelsong in der Saxofon-Version
» Völlig fußballverrückt:
Indischstämmige Taxifahrer aus Hamburg produzieren eigenen WM-Song
» Völlig verknotet:
Britische Moderatoren versuchen sich am Stadtnamen Gelsenkirchen
» Völlige Zombie Zone:
Der britische Blick auf das Frankfurter Bahnhofsviertel vor dem Spiel gegen Dänemark
No Comment
Euronews, das ist dieser komische Nachrichtensender, den man nur in Hotels auf der Fernbedienung findet. Lineares Fernsehen ist ja tendenziell out und mit CNN oder BBC World gibt es nun wahrlich bekanntere Wettbewerber, wenn's um die schnelle Dosis Neuigkeiten geht. Aber Euronews hat ein Format im Angebot, dass schon fast verstörend einfach ist. Berichterstattung ohne Kommentar. Die Schlichte Aneinanderreihung von Aufnahmen ohne Worte, Musik und Breaking-News-Einblendungen machen das Format sehr eindrücklichen. Das ganze gibt's auch als Mediathek online.
» Sagen Sie jetzt nichts
Diese Person existiert nicht
Auf dieser Website gibt es nichts zu sehen, außer exakt ein Bild von einem Menschen. Lädt man die Seite neu, sieht man ein neues Bild. Das klingt sehr unspektakulär. Interessant wird es, wenn man weiß, dass die Gezeigten alle nicht existieren. Sie sind alle von einer KI generiert und sehen hundertprozentig real aus.
» Woran erkennt man die Realität?
Expo 2000
Vor 24 Jahren war Hannover der Mittelpunkt der Welt. Die Weltausstellung zum Jahrtausendwechsel fand mitten in der aufregenden Schönheit der niedersächsischen Tiefebene statt. Leider ist vom Weltglanz an der Leine, im Gegensatz zum Eiffelturm an der Seine, nicht viel übrig geblieben. Ein ICE-Wechsel ist heute das Aufregendste, was einem dort passieren kann. Ein Vierteljahrhundert später wird die Welt 2025 zu Gast im japanischen Osaka sein. Die Entwürfe für die Pavillons lassen jetzt schon Weltglanz erwarten.
» Das japanische Hannover
Echte Handarbeit
Schreiben? Das ist doch diese aussterbende Kulturtechnik, die gerade von Chat GPT übernommen wird, oder? Wer schreibt denn heute noch und vor allem wer schreibt noch mit der Hand? Ist ja absurd. Schreiben lernen mussten wir trotzdem alle und nach der Druckschrift kam die Schreibschrift und dann die ganz eigene Handschrift. Ich fand es immer faszinierend zu sehen, welche »Sauklaue« in Deutschland erlaubt war und wie schön gleichmäßig, oder wenig individuell, die Handschriften in Frankreich sind. Die Website Primarium sammelt weltweite Handschriftarten, die unterrichtet werden und sortiert sie nach Land und Typ.
» Schreib mal wieder!
Damals geschrieben
#25/2023: Alles gut? Alles gut!
#25/2022: Das Erdgas im Haus. Der Zukunft voraus sein.
Gedanke der Woche
»The beginner chases the right answers.
The master chases the right questions.«
James Clear
Bild der Woche
Frage der Woche
Woran erkennt man, dass es Zeit ist mit etwas aufzuhören?