Tobias Sammelsurium der Woche #24/2024
Am Dienstagabend sprang ich auf dem Heimweg in einen Supermarkt, um ein paar Zutaten für das Abendessen zu besorgen. Als ich aus dem Auto stieg, fielen mir zwei junge Männer auf, die es sich drei Parkplätze weiter am Kofferraum ihres rostigen Kleinwagens mit zwei Campingstühlen gemütlich gemacht hatten und ein Feierabendbier in der Sonne genossen.
Der Rewe-Parkplatz in Schwelm ist ungefähr so romantisch, wie der Ballermann für ein Schweige-Retreat geeignet ist. Als ich nach dem Einkauf zu meinem Auto zurückkam, sprachen die beiden mich an. »Hey, wollen Sie sich nicht zu uns setzen?«
Unverhofft gesiezt zu werden schockiert mich nach wie vor zutiefst. So alt bin ich doch gar nicht? (Doch!) Vielleicht habe ich deshalb so spießig reagiert, denn ich antwortete, dass ich leider keine Zeit hätte, ihnen aber einen schönen Abend wünschen würde. Ich ertappte mich selbst beim Lügen, denn ich hatte nichts vor, gar nichts. Während ich durch den Feierabendverkehr nach Hause fuhr, ärgerte ich mich über mich. Warum hatte ich die Chance nicht genutzt? 10, vielleicht 15 Minuten mit zwei fremden Menschen zu sprechen, hätte heiter, erkenntnisreich oder auch ärgerlich werden können. Es nicht auszuprobieren war dumm.
Ich habe diese Woche einige schlaue Analysen zur Europawahl gelesen. Die Bildung! Die Zuwanderung! Die Inflation! Die Demographie! Die Linken! Die Rechten! Der Putin!
Vielleicht ist der Trick nicht schlaue Analysen zu lesen, sondern solche Gelegenheiten zu nutzen, um zuzuhören und auch von sich zu erzählen. Dabei muss es um nichts Großes gehen. Das ganz normale Leben reicht als Thema. Ich habe mir jedenfalls geschworen, dass ich mich bei nächster Gelegenheit dazu setze, auch wenn es auf dem Rewe-Parkplatz in Schwelm ist.
Dir ein zugewandtes Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
What Ukraine has lost
Dieser Artikel der New York Times ist auf vielen Ebenen beeindruckend. Er zeigt die unvorstellbare Zerstörung der Ukraine seit Kriegsbeginn. Er ist aber auch ein Beleg, wozu visuell beeindruckender Journalismus heute in der Lage ist. Diese Bilder und Animationen können einen nicht kalt lassen.
» Seeing is believing
Von oben
Zu den Dingen, die mich faszinieren, bei denen ich mich aber noch nicht dazu durchgerungen habe, sie zu erwerben, gehört eine Drone. Obwohl die Perspektive von oben ja heute nicht mehr ganz ungewöhnlich ist, kann ich mich einfach nicht daran satt sehen. Gut, dass es den Drone Photo Award 2024 gibt. Die Nominierten in neun Kategorien sind jetzt online. Ich geh mal mein Münzglas zählen.
» Up in the air
Für Cleverle
Manchmal kommt man nicht umhin eine Information weiterzugeben, die man lieber für sich behalten würde. Beispielsweise die eigene Telefonnummer, das Jahresgehalt oder das Gewicht. Nun, diese Seite hilft bei der erschwerten Übermittlung durch Generierung einer mathematischen Gleichung. Also, ruf mich an:
» Ach, lass – so wichtig ist es auch nicht
Fifteen-Love
Roland Garros, wie die Franzosen die French Open nennen, ist gerade zu Ende gegangen, da kommt dieser Tennis-Link doch genau zur rechten Zeit. Ein Filmaufnahmen von 1961 über die heilige Rasenpflege in Wimbledon, die sehr manuelle Produktion von Tennisbällen bei Slazenger in Barnsley und das Training der Balljungen für das britischste aller Turniere.
» Einmal Erdbeeren mit Clotted Cream, bitte
Art Basel 2024
Noch bis Sonntag findet in Tada, Basel die Art Basel statt. Wer kurzfristig nicht hinkommt oder sich die 68 Fränkli Eintritt sparen möchte, dem sei dieser Link ans Herz gelegt. Die hier gezeigten Installationen sehen so spektakulär aus, dass ein Besuch 2025 vielleicht doch eine Vormerkung im Kalender erhalten sollte.
» Wer hat's erfunden? Die Schweizer!
Damals geschrieben
#24/2023: Der Klimastreik. Die Spülmaschine.
#24/2022: Das Kurzarmhemd. Das geschmackliche Niemandsland.
Gedanke der Woche
»Wenn es hochkommt, muss es raus.«
Bernhard Dehler
Bild der Woche
Frage der Woche
Womit hörst du endlich auf?