Tobias Sammelsurium der Woche #21/2024
Das Ende der Arbeitswoche stimmt gemeinhin milde, zumal, wenn es eine kurze Feiertagswoche war. Doch der Alltag bietet immer wieder Anlass, kurz aus der Haut zu fahren. Was tut der Mensch dann? Er schimpft und flucht. Das gilt gemeinhin nicht als besonders schicklich ist als Ventil jedoch gesellschaftlich völlig akzeptiert, schließlich macht es jede*r.
Bis vor kurzem war mir nicht bewusst, dass auch dieser Aspekt der Sprache wissenschaftlich untersucht wird. Doch dann stolperte ich über die Malediktologie, die Schimpfwortforschung, einen ernstzunehmenden Teil der Sprachwissenschaften. Sag mir, wie du schimpfst und ich sag dir, woher du kommst, ist das Ergebnis dieser Forschung.
Die Deutschen, Franzosen und Österreicher schimpfen gerne Fäkal-Anal. Ein gepflegtes »Merde« oder »Arschloch« ist hier schnell verteilt und alles, was gerade nicht funktioniert, wird zum Scheiß-Computer/-Kerl/-Karre.
Die gemeinhin etwas prüder auftretenden Amerikaner schimpfen hingegen mit Vorliebe sexuell. Im TV wird es zwar gerne gepiept und ansonsten mit der F-Bomb umschrieben, aber ohne ein »Fuck« oder »Fuck you« von Herzen ist das Fluchen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kaum vorzustellen.
In katholisch dominierten Ländern und Landstrichen ist das sakrale Schimpfen nicht wegzudenken. »Oh mein Gott« und »Jesus« gehen hier ebenso schnell über die Lippen wie das bayerische »Kruzifix Sakrament Hallelujah!«. Übrigens schon in der Bibel kommen Schimpfworte wie »Giftschlangenbrut« und »Otterngezücht« vor. Sicherlich schöne Ergänzungen für das eigene Repertoire.
Last but not least gibt es beim Schimpfen den Bereich der Verwandtenbeleidigung, aus dem auch die nach wie vor beliebten Deine-Mutter-Witze stammen. Aufgrund der hohen Anzahl von Müttern, inklusive meiner eigenen, unter den Leserinnen sei hier auf Beispiele verzichtet. Im Persischen gibt es dafür den durchaus kreativen Fluch »Ich furze in den Bart deines Vaters!«.
Als Malediktolog*in zu arbeiten ist sicherlich eine ebenso heitere, wie nützliche Tätigkeit. Schließlich ist man mit seinem Schimpf-Ventil immer up to date. Die ukrainische Schimpfwortforscherin Oksana Harvyliv von der Uni Wien zitiert in ihrem Science Slam Beitrag eine wunderbare wienerische Fluch: »Ich wünsche dir Krätze am Arsch und zu kurze Hände zum Kratzen.« Wer so flucht beendet die Woche doch völlig entspannt.
Dir ein ungeniertes Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Freundschaft
»Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt« sangen die Comedian Harmonists. Zufall, Offenheit und Sympathie sind wohl der Anfang jeder Freundschaft. Madeline Dore hat 101 Ideen zusammengetragen, wie Freundschaften frisch bleiben und neue entstehen können. Manches davon ist vielleicht offensichtlich, anderes eine sehr gute Idee.
» 101 x Freunde-Freude
#waswärewenn
Joko und Klaas spielen in ihrer Show regelmäßig gegen ihren eigenen Auftraggeber, ProSieben. Wenn sie gewinnen, bekommen Sie als Preis 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung gestellt. Zur Europawahl haben sie jetzt gefragt, was wäre, wenn es die EU nicht mehr gäbe. Plastischer geht's kaum. Mit einem Kreuz kann man diese Zukunft verhindern.
» Bitte nicht
8 Millliarden Menschen springen in die Luft
Noch so eine #waswärewenn-Frage ist, was eigentlich passieren würde, wenn die gesamte Menschheit an einem Ort zusammenkäme und dann gleichzeitig in die Luft springen würde. Da es den Realitätscheck nie geben wird sind die Überlegungen von XKDC auf YouTube ebenso unprüfbar, wie amüsant.
» Jump around!
Das achte Weltwunder?
Wenn die Pyramiden von Gizeh und der Koloss von Rhodos zu den sieben Weltwundern der Antike gehören, welche Bauten würden wir dann zu den Wundern der Neuzeit wählen? Las Vegas hat als Stadt für mich wenig Reiz. Seit allerdings dort die kugelförmige Arena »The Sphere« eröffnet hat, möchte ich dringend dorthin. Auf der Außenseite eine riesige Videoleinwand und innen der modernste Veranstaltungsraum des Planeten. Dieses Video zeigt, wie er funktioniert. Irre.
» What happens in Vegas…
Deutschland übertrifft sein Ziel
Solche Artikel liest man ja viel zu selten, doch diese Woche war es soweit: Deutschland hat in diesem Mai schon die geplante Gesamtleistung an Photovoltaik-Zuwachs für 2024 installiert. Ein großer Erfolg. Ach, wenn solcher Schwung doch auch in anderen Bereichen möglich wäre.
» Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt
Damals geschrieben
#21/2023: 22 Zeichen. Auf Anordnung.
#21/2022: Der Brückentag. Die Fröhlichkeit
Gedanke der Woche
»Kommt der Mensch in Ordnung,
kommen die Dinge in Ordnung.«
C. G. Jung
Bild der Woche
Frage der Woche
Ist Sehnsucht der Auslöser jeder Veränderung?