Tobias Sammelsurium der Woche #10/2025
Vor gerade mal 32 Jahren kam es zu einer Revolution in Deutschland. Eine sprechende Hand namens Rolf turnte durch das Werbefernsehen und verkündete »Fünf ist Trümpf«.
Die Deutsche Bundespost, Abteilung Postdienst hat den frechen Umsturz angezettelt. Die untadelige Bundesbehörde hatte nicht etwa ein bisschen viel von verbotenen Substanzen genascht, nein sie wollte, ganz behördentypisch, etwas ändern damit alles blieb wie es war: die Postleitzahl.
Während man seinerzeit Briefe nach beispielsweise 4000 Düsseldorf 1 verschickte, sollte es nun fünf- statt vierstellige Sortierkenner geben. Zum 1. Juli war es soweit.
In den Familienurlaub brachte meine Mutter ein ganz besonderes Buch mit – das Postleitzahlenbuch: Ein Schinken geradezu biblischen Ausmaßes und ebenso auf Dünndruckpapier produziert, der jede Postleitzahl zwischen Flensburg und Oberammergau kannte.
Auswendig lernen mussten wir es glücklicherweise nicht, aber die Frage ob auf die Postkarte für Oma und Opa jetzt 42857 oder 42855 geschrieben werden musste, die 42853 war nämlich völlig ausgeschlossen, sorgte für geradezu detektivisches Rechercheinteresse.
80 Pfennige kostete der Versand einer Postkarte im Summer of '93. Wir aßen Calippo-Eis und Pommes mit Majo und schrieben danke Rolf korrekt adressiert Grüße an Freunde und Verwandte.
Es stieg daher etwas Nostalgie in mir auf, als ich diese Woche las, dass unsere freundlichen Nachbarn in Dänemark, die Briefzustellung zum 1. Januar 2026 einstellen.
Keine Brief, keine Postkarten, keine vom Hund gebissenen Briefzustellenden mehr. Ein Aufschrei blieb aus. Statt 80 Pfenning kostete eine Brief dort schon seit einiger Zeit mindestens vier Euro und brauchte bis zu 5 Tage an sein Ziel. Kein Wunder, dass das Briefaufkommen das rückläufig war.
Still und heimlich verschwanden bei uns die Telefonzellen von den Straßen und die Faxgeräte aus unseren Büros. Zigarettenautomaten an Hauswänden sind seit 2022 verboten und Kaugummiautomaten mit Plombenziehern für 20 Cent gibt's auch kaum noch. Die stummen Diener des öffentlichen Raums, sie haben ausgedient.
Diese Woche hat die Deutsche Post angekündigt 8.000 Stellen zu streichen. Das sind 8.000 Menschen weniger, die sich um Briefe kümmern können. Gleichwohl wolle man das Postgeschäft nicht aufgeben, die letzte Portoerhöhung allerdings reiche auch nicht aus (welche Preiserhöhung tat das jemals?).
Tja, es klingt als würden auch bei uns bald Briefe vier Euro kosten und dann ist es nicht mehr weit, bis die freundlichen gelben Briefkästen aus unseren Straßen verschwinden. Die fünfstellige Postleitzahl wird weiterleben, wie sollten die Flutwellen der Pakete von Amazon bis Zalando sonst durch die Republik kommen?
Liebesbriefe und Postkarten müssen wir in wohl nicht allzu ferner Zukunft mit den eigenen fünf Fingern bei den Empfängerinnen und Empfängern einwerfen. Fünf bleibt also Trümpf.
Bis es aber soweit ist gilt unverändert: Schreib mal wieder!
Dir ein wortreiches Wochenende!
T.
vor gerade mal 32 Jahren kam es zu einer Revolution in Deutschland. Eine sprechende Hand namens Rolf turnte durch das Werbefernsehen und verkündete »Fünf ist Trümpf«.
Die Deutsche Bundespost, Abteilung Postdienst, hat den frechen Umsturz angezettelt. Die untadelige Bundesbehörde hatte nicht etwa ein bisschen viel von verbotenen Substanzen genascht, nein sie wollte, ganz behördentypisch, etwas ändern damit alles blieb wie es war: die Postleitzahl.
Während man seinerzeit Briefe nach beispielsweise 4000 Düsseldorf 1 verschickte, sollte es nun fünf- statt vierstellige Sortierkenner geben. Zum 1. Juli war es soweit.
In den Familienurlaub brachte meine Mutter ein ganz besonderes Buch mit – das Postleitzahlenbuch: Ein Schinken, geradezu biblischen Ausmaßes und ebenso auf Dünndruckpapier produziert, der jede Postleitzahl zwischen Flensburg und Oberammergau kannte.
Auswendig lernen mussten wir es glücklicherweise nicht, aber die Frage ob auf die Postkarte für Oma und Opa jetzt 42857 oder 42855 geschrieben werden musste, die 42853 war nämlich völlig ausgeschlossen, sorgte für geradezu detektivisches Rechercheinteresse.
80 Pfennige kostete der Versand einer Postkarte im Summer of '93. Wir aßen Calippo-Eis und Pommes mit Majo und schrieben dank Rolf korrekt adressiert Grüße an Freunde und Verwandte.
Es stieg daher etwas Nostalgie in mir auf, als ich diese Woche las, dass unsere freundlichen Nachbarn in Dänemark, die Briefzustellung zum 1. Januar 2026 einstellen.
Keine Brief, keine Postkarten, keine vom Hund gebissenen Briefzustellenden mehr. Ein Aufschrei blieb aus. Statt 80 Pfennig kostete eine Brief dort schon seit einiger Zeit mindestens vier Euro und brauchte bis zu 5 Tage an sein Ziel. Kein Wunder, dass das Briefaufkommen rückläufig war.
Still und heimlich verschwanden bei uns die Telefonzellen von den Straßen und die Faxgeräte aus unseren Büros. Zigarettenautomaten an Hauswänden sind seit 2022 verboten und Kaugummiautomaten mit Plombenziehern für 20 Cent gibt's auch kaum noch. Die stummen Diener des öffentlichen Raums, sie haben ausgedient.
Diese Woche hat die Deutsche Post angekündigt, 8.000 Stellen zu streichen. Das sind 8.000 Menschen weniger, die sich um Briefe kümmern können. Gleichwohl wolle man das Postgeschäft nicht aufgeben, die letzte Portoerhöhung allerdings reiche auch nicht aus (welche Preiserhöhung tat das jemals?).
Tja, es klingt, als würden auch bei uns bald Briefe vier Euro kosten und dann ist es nicht mehr weit, bis die freundlichen gelben Briefkästen aus unseren Straßen verschwinden. Die fünfstellige Postleitzahl wird weiterleben, wie sollten die Flutwellen der Pakete von Amazon bis Zalando sonst durch die Republik kommen?
Liebesbriefe und Postkarten müssen wir in wohl nicht allzu ferner Zukunft mit den eigenen fünf Fingern bei den Empfängerinnen und Empfängern einwerfen. Fünf bleibt also trotzdem Trümpf.
Bis es aber soweit ist, gilt unverändert: Schreib mal wieder!
Dir ein wortreiches Wochenende!
T.
Post der Woche

Fünf fürs Wochenende
Der Geschmacksatlas
Burger, Sushi, Curry, Pasta und Paella – wahrscheinlich nie zuvor in der Menschheitsgeschichte wurden so viele unterschiedliche regionale Küchen auf der ganzen Welt gegessen, wie heute. Für kulinarische Weltreisen aller Art empfiehlt sich der »Taste Atlas«, der mit detaillierten Illustrationen Gerichte aus allen Ecken der Erde vorstellt und darüber hinaus ein großes Kompendium der Rezepte bietet. Lohnt sich für Schmecklecker, Weltreisende und alle anderen, die ab und zu essen.
» Lecker, oishi, yummy, délicieux
Familienfest
Jede* stammt aus einer. Manche haben keinen Kontakt mehr mit ihrer. Andere finden es eher schwierig, mit ihr umzugehen. Wieder andere erleben sie als Ort der Heimat und Geborgenheit. Manche leben weit weg von ihr. Einige sind zersplittert, andere sind fest wie eine Burg. Egal wie man zu seiner Ursprungsfamilie steht, sie prägt das eigene Leben. Im Film »Familienfest« feiert der berühmte Pianist Hans Westhoff seinen 70. Geburtstag. Seine drei Kinder mit Partner*innen und seine zwei Frauen kommen zu Besuch und es kommt, wie es kommen muss: zur Eskalation. Saukomisch, bitterböse und tieftraurig. Ein schonungsloser Film, der noch bis 13.03. in der Arte Mediathek zu sehen ist.
» Unter jedem Dach ein Ach
Speedy Pinie
Es gibt Dinge die dauern ewig. Schrecklich. Also wie lange so ein Baum braucht um zu wachsen ist doch wirklich eine Frechheit. Da hat man ja schnell keine Lust mehr zuzugucken. Andererseits wäre es ja schon schön zu sehen, wie das eigentlich geht. Mit Hilfe einer äußerst fotogenen Pinie ist es jetzt möglich Neugierde und Effizienzstreben zu vereinen. Ein Baumwuchs in 1:01 Minuten.
» Geht doch
Wenn Ärzte Logos designen würden
Mal wieder ein Link, bei dem die Überschrift den vollständigen Inhalt beschreibt. Bleibt nur zu erwähnen, dass, egal wie die Handschrift aussieht, ein gutes Logo immer noch funktioniert. Witzig ist es auch.
» *unleserlich*
Geburtstagsuniversum
Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Diese Fragen kann man räumlich beantworten. »Ich komme aus der Küche und gehe jetzt ins Wohnzimmer« ist faktisch oft richtig, aber als Antwort allerdings wenig zielführend. Man kann sie auch religiös, esoterisch, metaphysisch oder galaktisch beantworten. Letzteres jetzt mit Hilfe der National Aeronautics and Space Administration, kurz NASA. Die haben eine recht leistungsfähige Knipse namens Hubble ins All geschickt und erlauben uns nun über eine kleine Website ins Universum an unserem Geburtstag zu schauen. Hilft das bei der Antwort auf die Frage nach der Herkunft? Wahrscheinlich nicht. Schön ist es aber trotzdem.
» The truth is out there
Damals geschrieben
#10/2024: Die Streiks. Das Sekundenglück.
#10/2023: Der Deutschlandtakt. Die Steuererklärung.
Gedanke der Woche
»Oh Bär, sagte der Tiger, ist das Leben nicht unheimlich schön, sag!
Ja, sagte der kleine Bär, ganz unheimlich und schön.«
Janosch in »Post für den Tiger«
Bild der Woche

Frage der Woche
Was braucht dein Leben jetzt von dir?
Die geheime Durchhaltsache
Der Versuch 2025, statt eines großen Vorsatzes, eine kleine Sache jeden Tag zu machen.
Diese Woche: 0/7 | Insgesamt: 37/65 | Stimmung 🤐
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