Tobias Sammelsurium der Woche #08/2024
Es gibt Dinge, die interessieren mich wie der sprichwörtliche Sack Reis in China. Dazu gehört der Fußball. Noch weniger als der Fußball an sich interessieren mich Vereine, die meinen, sie hätten ein Abo auf die heilige Dreifaltigkeit ihres Ballspiels, das sogenannte Triple.
Klatsch und Tratsch wiederum finde ich ganz heiter. Es schlagen daher zwei Herzen in meiner Brust, wenn es um die Schickeria von der Säbener Straße in München geht. Manchmal schaue ich heimlich mit einem halben Auge hin.
Nachdem die Mia-san-Mia Buben letztes Wochenende 2:3 gegen Bochum (of all places!) verloren hatten und damit zum wiederholten Male den vertraglichen Anforderungen überhaupt nicht entsprochen hatten, argumentierte Trainer Thomas Tuchel in einem Interview: »Ich finde sie heute nicht gerecht. Es ist extrem viel gegen uns gelaufen. Wir haben einen xG-Wert von 3,4.«
»Einen xWas-Wert?« dachte ich und befragte umgehend das Internet. Was uns die Zahl und der Trainer sagen möchten ist, dass die Bayern in diesem Spiel eigentlich hätten 3,4 Tore schießen müssen. Das ganze ist höchst wissenschaftlich und nennt sich Expected Goals. Es geht um die erwarteten Tore nach Auswertung aller Ballbewegungen.
Zugegeben, für Nicht-Expert*innen klingt xG eher nach »Der Hund hat meine brillanten Hausaufgaben gefressen«. Aber vom Spitzensport lernen, heißt siegen lernen, beziehungsweise Niederlagen eloquent erklären können.
Wir alle sollten viel mehr Expected-Werte in unserem Leben haben. Ein gutes Beispiel für Menschen, die in häuslicher Gemeinschaft leben wäre: »Schatz, mein xSpü-Wert liegt heute bei 2«. Sprich nach allen Spielzügen war damit zu rechnen, dass heute die Spülmaschine ein Mal ein- und ein Mal ausgeräumt worden wäre. Das die krustigen Müsli-Schalen vom Frühstück um 21 Uhr immer noch rumstehen und die Spülmaschine überhaupt nicht angefasst wurde, ist also nur eine Abweichung von der Erwartung.
Im Wort Erwartung steckt aber die eigentliche Weisheit. Man muss nämlich darauf warten, dass das Erwartete passiert. Wenn's anders kommt, kann da nun wirklich niemand etwas für. Zack, schon ist die Sache geklärt.
Thomas Tuchel ist einer richtig großen Sache auf der Spur. Ab dem Sommer wird er sein Expected-Argumentation woanders vortragen dürfen. Der xTW-Wert für den Trainerwechsel lag diese Woche beim FC Bayern nämlich bei 1 und wurde auch nach kurzem Warten schon wahr. Soll nochmal einer sagen, die Zahlen würden lügen.
Dir ein erwartungsfrohes Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Definition von Glück
74.000 Tote, fast 39 Milliarden Euro kostet der Alkoholkonsum in Deutschland pro Jahr, schreibt der Fotograf Magnus Terhorst. Er hat sich fotografisch auf die Suche nach den Grenzen zwischen Sucht, Spaß und Alltag mit der Droge Nummer eins begeben und ist mit beeindruckenden Bildern wiedergekommen.
» Na zdrowie!
Wildlife Photographer of the Year
Solange es das Sammelsurium gibt, hat es dieser Fotowettbewerb es, meine ich, jedes Jahr in die Fünf fürs Wochenende geschafft. Warum? Weil die Bilder jedes Mal großartig sind. Weil Tiere im Gegensatz zur Omma nicht von Natur aus freundlich in die Kamera gucken,weil die meisten von uns so selten in Alaska, Afrika oder im Atlantik unterwegs sind und weil wir einfach auf einem irre schönen Planeten leben dürfen.
» Say cheese!
Toast Hawaii x Max Strohe
Ich höre viel Podcasts und trotzdem hatte ich bis gestern Abend keine einzige Folge von Toast Hawaii gehört. Ich lese Rezepte, wie andere den Kicker und trotzdem hatte ich bis gestern Abend noch nie von Max Strohe gehört. Weil man die besten Dinge eben nicht suchen kann, sondern sich von ihnen finden lassen muss, war gestern ein sehr guter Abend. Bettina Rust moderiert diesen tollen Kulinarik-Podcast und Max Strohe ist ein Sternekoch, der so wunderbar erzählen kann, dass er mit seiner Stimme kühlschrankkalte Butter schmelzen kann. Mit den beiden möchte man direkt an einem großen Küchentisch versacken. Die perfekte Folge zur Kochbegleitung am Wochenende.
» Bon appetit
Inspiration frei Haus
Das Internet ist ein Höllenloch zur Verbreitung von Schmutz. Das Internet bringt das Schöne und Gute aus aller Welt kostenfrei nach Haus. Beides stimmt und weil Freitagmorgens kein Zeitpunkt für Kulturpessimismus ist, empfehle ich einen Blick auf diese Seite Artvee zu werfen. Hier wird lizenzfreie Kunst (Public Domain) aus aller Welt zum Entdecken und Download bereitgestellt. Eine Website wie ein Coffee Table Book, zum stundenlang browsen oder als Inspiration für das nächste kreative Projekt.
» Das Kunst-Archiv
I see a little silhouetto of a man
Wer nach der Überschrift schon einen Ohrwurm hat, muss sich den Link ansehen. Wer schon immer wissen wollte wie man mit Omas Badezimmerschrank ein virales Video produzieren kann (und wer wollte das nicht?) auch. Freddy Mercury gefällt das.
» Scaramouche, Scaramouche, will you do the Fandango?
Gedanke der Woche
»Besser ein Diamant mit einem Fehler
als ein Kieselstein ohne.«
Konfuzius
Bild der Woche
Frage der Woche
Kann man sich glückliche Zufälle erarbeiten?
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