Tobias Sammelsurium der Woche #06/2025
Dinge, die deutsch sind, hatten und haben häufig einen Ruf wie Donnerhall. Autos und Maschinen beispielsweise, aber auch Weltkriege und Modern Talking. Eine Zeit lang haben die Briten versucht deutsche Produkte zu stigmatisieren und erzwangen den Aufdruck »Made in Germany«, was im Nachhinein vielleicht die beste Marketing-Aktion aller Zeiten war. Thanks for that, Brits!
Deutsche Dinge von Weltruf sind häufig groß, schwer, extrem robust und für zwei Ewigkeiten gemacht. Toll! Das Meiste davon geht in den Export, die Welt fühlt sich gut, weil sie auf Qualität setzt und wir fühlen uns gut, weil wir dafür viel Geld bekommen. Exportweltmeister sind wir deswegen und das fast jedes Jahr. Dagegen können die vier schnöden Sterne der deutschen Fußballweltmeister glatt einpacken.
Das deutscheste aller Produkte ist weder groß noch schwer, ist überhaupt nicht robust und wenn es eine Woche übersteht, ist das schon lang. Ich vermute, dass von diesem Produkt auch wenig in den Export geht, schließlich benötigen wir zwischen Flensburg und Oberammergau so viel davon, dass kaum etwas übrig bleibt. Ja, es geht um das kulinarische Hochamt der German*innen, die deutsche Markenbutter.
Welch zarter Schmelz legt sich auf den Gaumen, wenn wir eine der dreitausend hiesigen Brotsorten mit ein wenig von diesem kühlen, cremigen Milchfett bestreichen? Ob darauf nur ein bisschen Meersalz oder ein köstlicher Aufschnitt kommt, ist fast egal – die Butter macht das Brot.
Aber auch als Kräuterbutter oder für das Omelett in der Pfanne und in der feinen Saucenküche ist die Butter nicht wegzudenken. Wir braten in Butterschmalz und beißen in Croissants, deren Buttermassen nur durch ein wenig Weizenmehl in Form gehalten werden. Die deutscheste aller Mahlzeiten ist wahrscheinlich die Pellkartoffel mit einem Stich Butter.
Der Wahnsinn des Jahres 2025 hat sich ja hoffentlich schon vollständig im Januar entladen. Ab jetzt geht es nur noch vorwärts und aufwärts. Passend dazu ist gestern etwas großes passiert: Der Butterpreis sinkt wieder! Trotz als kokainartig zu bezeichnenden Offerten in den letzten Monaten war der Konsum des goldgelben Glücks lediglich um 1,3% zurückgegangen.
Als Dankeschön für's Durchhalten verkauft der deutsche Einzelhandel 250 Gramm deutsche Markenbutter jetzt wieder zum Vorzugspreis von nur 2,19 €. Das Land atmet auf. Es gibt sie halt noch, die guten Nachrichten. Vielleicht werden wir alle durch diese Nachricht wie etwas mehr wie unser bester Brotaufstrich: zartschmelzend.
Dir ein sanftes Wochenende!
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Wie kommt der Regen ins Meer?
Es gibt Websites die beschäftigen sich auf so intuitive Weise mit einem Thema, dass man meinen könnte, die Antwort sei schon immer klar gewesen. Der River Runner ist so eine. Sie zeigt wie ein Regentropfen, der auf einen beliebigen Punkt der Erde fällt, von dort aus bis ins nächstgelegene Meer kommt – und zwar nicht grob, sondern ganz detailliert als 3D-Flug mit Google Earth.
» Darf ich mitkommen, kleiner Regentropfen?
Alle Wahlen wieder
Seit Menschen nicht mehr aus Gewohnheit wählen, was schon ihre Vorfahren gewählt haben, ist die Sache mit den Wahlen komplizierter geworden. Ständig muss man sich entscheiden, wer und welche Partei dieses Mal passend ist. Also gibt es alle Jahre wieder den Wahl-O-Mat, den ich ungefähr so hilfreich finde, wie die Joghurt-Auswahl im Supermarkt. Vulgo: gar nicht. 2-3 Parteien, mit denen ich zu ein paarundsechzig Prozent übereinstimme, sollen meine beste Wahl sein? Hm. Der Wahl-Kompass von Prof. Dr. Norbert Kersting, Politikwissenschafter an der Uni Münster, visualisiert die eigene politische Haltung zur Bundestagswahl in einem Koordinatensystem. Und siehe da: Wo ich mich politisch verorte, gibt es keine Partei. Was nun?
» Die Qual der Wahl
Superb Owl Sunday
Es gibt Dinge, die man nicht verwechseln darf. Beispielsweise den Superbowl Sunday und den Superb Owl Sunday. Während Ersteres das Hochamt der Männer ist, die in Nordamerika eiförmigen Lederbällen hinterher hechten ist Zweiteres eine Übersicht ganz fantastischer Eulen, die man sich gerne sonntags aber auch an jedem anderen Wochentag zur Erheiterung ansehen kann.
» Nr. 7 sieht aus wie ich mich fühle
Click Me!
Wer kennt sie nicht, die Mitmenschen, vorzugsweise Kolleg*innen, die wie von Sinnen mit ihrem Kugelschreiber klicken. Mine raus, Mine rein, 300 Klicks die Minute. In unserer überspannten Welt ist es oft nicht leicht, runterzukommen. Eine ähnlich meditative, wenngleich auch noch mit Extra-Belohnungen ausgestattete Online-Version gibt es jetzt bei Neal.fun. Da kann man sich zum rasenden Zen-Buddhisten klicken.
» Klick, Klick, Glück
Schlafen im Stehen
Auf der Erdoberfläche passiert tagtäglich so viel Wahnsinniges, dass wir uns kaum noch vorstellen können, wie entspannt es auch sein kann. In diesem Fall aber unter Wasser. Diese spektakulären Aufnahmen zeigen, wie Pottwale für 10 bis 15 Minuten senkrecht treibend in kleinen Gruppen Nickerchen machen. Wenn doch nur alle Lebewesen auf unserem Planeten so friedlich wären.
» Snooze oder aufstehen?
Damals geschrieben
#06/2024: Das Streichholz. Der Eiffelturm.
#06/2023: Der Sitzungskarneval. Der Sauländer. (Friedrich Merz Edition 🤡)
Gedanke der Woche
»God wants us to walk, but the devil sends a limo.«
Tom Waits
Bild der Woche
Frage der Woche
Wohin verschwinden Träume nach dem Aufwachen?
Die geheime Durchhaltsache
Der Versuch 2025, statt eines großen Vorsatzes, eine kleine Sache jeden Tag zu machen.
31.01. bis 06.02: 4/7 | Insgesamt: 24/36 | Stimmung 😏
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