Tobias Sammelsurium der Woche #06/2023
Liebe Närrinnen und Narren … Meine Frau, die Inge … Tusch … Rakete … Klatschmarsch … Auszug. Der rheinische Sitzungskarneval ist anthropologisch spannend, denn es gibt ausschließlich große Liebe oder strikte Ablehnung für diese Art der Unterhaltung. Entweder man ist genetisch drauf gepolt oder als sogennanter Immi, Zugezogne*r, infiziert worden. Andere Zugänge sind unmöglich.
Der Sauerländer kommt, wie der Name schon andeutet, popkulturell eher aus dem Reich der Schützenfeste. Das Feiern bis zur Alkoholintoxikation hat man dort mit dem Karneval gemein, den Humor eher nicht. Das hat der größte lebende Sauerländer Motgomery Burns, äh, Friedrich Merz diese Woch bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst in Aachen bewiesen.
Die rauflustige Rheinländerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann teilte unnachgiebig und nach allen Regeln der Kunst gegen den CDU-Chef aus. In etwas mehr als einer Minute demontierte sie den Kanzler in Lauerstellung, der regungslos zuhörte, während sich Parteifreunde (die Steigerung von Erzfeind), wie der NRW-Ministerpräsident köstlich amüsierten. (» Zum Video)
Was eigentlich stimmt mit Menschen nicht, die sich selbst so wichtig nehmen? Wäre es nicht schlau, wenigstens nach außen, heiter zu bleiben statt hinterher seine Versallen Entschuldigungen einfordern zu lassen? Man muss @MAStrackZi in ihren Ansichten ja nicht zustimmen, aber Gelassenheit und Humor sind große Tugenden. Wer sich nicht selbst verspotten kann, der ist fürwahr kein ernster Mann, sagte einst Christian Morgenstern. Das gilt für uns alle, aber besonders für diejenigen, die Bundeskanzler*in werden möchte.
Dir ein ego-armes Wochenende!
T.
P.S. Der großartige Robin Williams hatte seine ganz eigene Theorie warum das mit dem Humor in Deutschland eher schwierig ist.
Gezwitscher der Woche
Fünf fürs Wochenende
Kompostieren statt beerdigen
Das Startup Recompose aus den USA hat eine Methode entwickelt mit der Tote innerhalb von 60 Tagen vollständig kompostiert werden. Aus einem menschlichen Körper werden knapp 800 Liter Erde, die die Zugehörigen mitnehmen dürfen. Wenn man sich den Platzbedarf von Friedhöfen, die 25-30 Jahre Liegedauer im Erdgrab oder den Energieaufwand für die Kremierung vor Augen führt ist das doch eine im Wortsinn nachhaltige Alternative. Ich würde mich schon heute auf die Warteliste setzen lassen, aber soweit ist das deutsche Bestattungsrecht noch nicht.
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Das Arbeiten der anderen
Voyeurismus ist im weiteren Sinn jegliche Form der Lust am Betrachten, sagt Wikipedia. Und wer guckt nicht mal gerne in fremde Töpfe, hinter verschlossene Zimmertüren und überhaupt in das Leben der anderen? Könnte ja spannend sein. Wer also seine Neugier befriedigen möchte, wie es bei anderen im Homeoffice aussieht, dem sei workspace.xyz ans Herz gelegt.
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Blaibach
Willkommen in der Provinz. Also nicht Siegen oder so, sondern richtige Provinz. Von Blaibach hatte ich noch nie gehört. Ein Dorf kurz vor der bayerisch-tschechischen Grenze, strukturschwach und perspektivlos. Bis eine kleine Gruppe Verwegener einen avantgardistischen Kubus zwischen die Bauernhäuser baute. Ein unterirdischer Konzertsaal im Nirgendwo. Während manche Ureinwohner bis heute keinen Fuß hineingesetzt haben, reisen andere von weit her an, um diesen Ort zu erleben. Eine Geschichte von Mut, Aufbruch und Zuversicht.
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Schweden-Chic
Die Deutschen sind Bastler, was die Schweden frühzeitig erkannten und deshalb landesweit an verkehrsgünstigen Orten blaue Kisten mit Bastelmaterial aufstellten. Billy, Klippan und Hemnes haben Ommas gute Eichenschrankwand schon lange verbannt. In Anerkennung der eigenen Leistungen im Bereich der Wohnraumausstattung hat IKEA ein Online Museum, in dem alle Kataloge seit 1950 durchgeblättert werden können, eröffnet. Eine Fundgrube für Interior Designer, Soziologen und alle die sich noch mal an ihre schönsten Inbus-Momente erinnern möchten.
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Streetview
Als Google Streetview nach Deutschland kam war die Aufregung groß. DATENSCHUTZ schrien die Deutschen und ließen ihre Häuser verpixeln, was es in keinem anderen Land der Welt gab. Ich fand's schon immer cool im Browser um virtuell zu reisen. Die Website Mapcrunch macht das besonnders leicht. Einfach auf Go! klicken und die Welt entdecken.
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Übrigens: Apple Nutzer bekommen in der Karten App eine Streetview-Funktion die im Vergleich zu Google top-aktuell ist und ohne jede Verpixelung auskommt. Hat nur keiner mitbekommen, ergo kein Datenschutz-Aufschrei. Manchmal spinnen sie schon, die Deutschen.
Gedanke der Woche
"Es gibt gar kein Scheitern. Allenfalls ein Scheitern nach außen, dass man etwas tut, was nicht erfolgreich ist. Es geht vielmehr um den Prozess des Zu-Sich-Findens: Die permanente Revolution in dir drin. Als Fußspur dieses Prozesses kann dann ein Produkt herauskommen, das auch anderen Leuten etwas bedeutet – weil es Teile deiner Seele berührt. Es gibt deshalb nichts Schlimmeres als die Angst vor dem Scheitern. Diese Angst ist Ausdruck einer total falschen Lebenshaltung."
Dieter Meier
Bild der Woche
Frage der Woche
Was macht Dich so richtig wütend und warum eigentlich?