Tobias Sammelsurium der Woche #02/2025
Wir Menschen glauben ja gerne, in der wildesten aller Zeiten zu leben. Schließlich passiert so viel. Vor allem so viel, von dem wir nicht dachten, dass es passieren würde, vor dem wir uns sogar fürchten und das meiste davon verstehen wir auch ehrlicherweise nicht.
Warum interessiert sich Donald Trump jetzt für Grönland und den Panamakanal? Die meisten hatten das wohl nicht auf ihrer Bingokarte für 2025. Klar, Rohstoffe, militärische Sicherheit und Transportwege sind für die US of A sehr wichtig.
Aber weder Bush Sr., noch Clinton, Bush Jr., Obama oder Biden sahen da scheinbar Handlungsbedarf. Die Dänen sahen ihn auch nicht und ebenso wenig die knapp 57.000 Einwohner Grönlands.
Aber wie reagiert man auf solch eine Idee? Das Vorgehen des kleinhändigen und großmäuligen Präsidenten in Wartestellung entspricht ja dem Verhalten mafiöser Brandschutzversicherungsverkäufer: »Wäre doch schade, wenn ihr schöner Laden abfackeln würde, oder?«
Während also Donnie Sr. die Welt neu vermessen möchte und Donnie Jr. privat im Trump-Jet nach Nuuk fliegt, muss sich der Chef von det Janze, König Frederik der Zehnte, überlegen, wie er darauf reagiert. Lässt sich ein Monarch von einem Mafia-Bully beeindrucken? Natürlich nicht. Er greift zu einer sehr unerwarteten Waffe und lässt sein Wappen überarbeiten.
»Hah!«, denkt der moderne Mensch, »Was will der Gebieter über Rød Pølse, die kleine Meerjungfrau und eben Grönland denn mit einem neuen Wappen? Das schreckt doch niemanden ab.«
Aber das stimmt nicht. Wer genau hinschaut, sieht was los ist: Weniger Schnörkel und frischere Farben lassen klar erkennen, dass die Dänen in bester Verfassung sind. Vor allem aber sind der Siegerkranz und der Lendenschurz größer geworden. Klare Verteidigungsbereitschaft. Wenn die Keulen einem auch etwas vikingerhaft vorkommen, so haben auch diese heftig an Größe zugenommen. Hier kommt einer nicht mehr mit Stock und Rute, sondern einer echten Klatsche. Die tut schon beim Anschauen weh. Das Schaf, als Symbol für die Faröer-Inseln und der Eisbär als Repräsentant Grönlands sind deutlich größer geworden. Vielleicht weil die Tiere, proportional zum geschmolzenen Eis, jetzt mehr Fläche einnehmen, vielleicht aber auch weil der König sie keinesfalls hergeben wird.
Ich bin mir sicher, dass Donnie die Botschaft versteht. Denn mit »Carrot and Stick« macht auch er seine Politik. Und Frederiks Stick ist gerade sehr viel größer geworden. Auch in Mar-al-Lago weiß man »Dänen lügen nicht«. Der Weltfrieden wird also aus Kopenhagen heraus gesichert. Hoffentlich.
Dir ein königliches Wochenende!
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
Unhappy?
Die Suche nach dem Glück bestimmt das Leben der meisten Menschen. Doch wo und wie findet man es? Die Autorin Ronja von Rönne geht zweifelnd auf die Suche und findet es bei Themen vom Schlafen über das Wohnen und Mode bis zum Wandern. Gerade ist die zweite Staffel erschienen und so stehen jetzt 16 Folgen in der Arte Mediathek zur Verfügung. 30 Minuten Glückssuche, ideal vor dem Zubettgehen.
» Happy!
Giraffe als Löwenfutter?
Mit was füttern Zoos eigentlich ihre Tiere und wäre es nicht gut, sie fütterten sie mit Tieren aus dem eigenen Bestand? Schließlich gibt es auch im Zoo Überpopulation. Ein Thema, dass Gemüter erregen könnte. Zoos sind schlecht! Tiere töten ist schlecht! Warum werden Löwen nicht Vegetarier? In manchen Ländern jedenfalls verfüttern Zoos ihre eigenen Bewohner und auch in der Schweiz wird jetzt darüber nachgedacht.
» Hmmmm, so ein zartes Gnu.
Happy New Year?
Der Musiker Nick Cave beantwortet auf seiner Website Fan-Fragen. Zum Start in ein neues Jahr, das ja durchaus schon Potenzial für hochgezogenen Augenbrauen hatte (Kickl, Trump, Los Angeles to name a few) stellt er sich der Frage nach Hoffnung. »Hoffnung ist Optimismus mit gebrochenem Herz« schreibt er. Kluger Typ.
» Hopeful New Year
Finger des Todes
Findest du es gerade kalt? Unser Kalt ist Kindergeburstags-Kalt in der Antarktis. Die dortige Kälte ist machtvoll, unaufhaltsam und zerstörerisch. Die BBC hat die antarktische Unterwasserwelt besucht, die mit -2 Grad Celsius ungefähr 50 Grad wärmer ist, als die Welt über Wasseroberfläche. Beeindruckende, bedrohliche Bilder. Denn Unterwasser bilden sich Eisstalaktiten – die sogenannten Finger des Todes. Uah!
» Ist doch eigentlich schön warm bei uns
Der 15.000 Menschen Chor
Jacob Collier ist ein britischer Musiker, manche nennen ihn ein Musikgenie. Auf seinen Konzerten formt er aus seinem Publikum menschliche Instrumente. In der Londoner O2-Arena spielte er jetzt mit 15.000 Menschen den Song »Fix you« von und mit Chris Martin von Coldplay. 15.000 Stimmen, die zu einer werden. Wie kann man da noch an der Menschheit zweifeln?
» Lights will guide you home
Damals geschrieben
#02/2024: Das emotionale Abwasser. Die Kläranlage.
#02/2023: Das Gegenteil der Resignation. Ist das nicht schön?
Gedanke der Woche
»Die Leichtigkeit des Seins verträgt sich grundsätzlich schwer mit Ideologien.«
Florence Gaub
Bild der Woche
Frage der Woche
Welche drei Personen der Zeitgeschichte würdest du heute zum Abendessen einladen?
Die geheime Durchhaltsache
Der Versuch 2025, statt eines großen Vorsatzes, eine kleine Sache jeden Tag zu machen.
03.01. bis 09.01: 5/7 | Insgesamt: 6/9 | Stimmung 🥶
Es wird. Also bisher wurde es insgesamt 2/3 der Zeit etwas. Aber gut, das Jahr ist jung. Heiter weiter.