Tobias Sammelsurium der Woche #02/2024

Kind2 und ich fuhren im Auto, als es mich fragte »Papa, was ist das da eigentlich?« und auf eine Kläranlage zeigte. Noch während ich antworte sagte er: »Papa, als du gerade Kläranlage gesagt hast, musste ich mir vorstellen, dass da ganz viele Menschen sich gegenüber sitzen und Sachen miteinander klären.«

Es hilft ja sehr, sich kindlich auf das Wort zu besinnen und plötzlich hat man eine ganz neue Perspektive. So eine Kläranlage für uns Menschen wäre doch super. Wir würden erkennen, dass wir emotionales Abwasser, Grauwasser und Brauchwasser in uns führen, das wir mit geschickter Klärung wieder zu emotionalem Trinkwasser machen könnten. Am Anfang stinkt's, und die großen Brocken müssen ausgesiebt werden. Dann gibt's ein paar Filterungen und am Ende sind wir wieder frisch.

Wir könnten Orte namens »Kläranlage« einrichten, in denen Menschen in aller Ruhe Dinge mit sich oder anderen klären könnten. Falls es zu Probleme käme, gäbe es versierte Abwassertechniker*innen, die uns helfen könnten, mentale Verstopfungen zu lösen. Der Trick wäre, dass, wie beim echten Abwasser, permanent geklärt würde und nicht erst, wenn's eigentlich schon zu spät ist. Womöglich könnten wir uns so viel 💩 ersparen. Bleibt die Frage, mit wem würdest du heute gerne in die Kläranlage gehen?

Dir ein frisches Wochenende
T.

Post der Woche

‌‌‌‌‌Fünf fürs Wochenende

Wehret den Anfängen

Das Sammelsurium soll ein heiterer Ort zum Start ins Wochenende sein und wenn es mal politischer wird, gibt es auch immer wieder Abmeldungen. Doch beides ist kein Grund zu schweigen. Die Recherchen von Correctiv, die diese Woche die Fantasien von faschistischen AFD-Politikern und Rechtsextremen aufgedeckt haben, sind so erschreckend, dass ich sie erwähnen muss. Mit widerlichen Euphemismen wie Remigration werden alte Naziträume, wie der Madagaskarplan, aus der Schublade geholt. Das es diese braunen Nazi-Träume gibt, war zu erwarten. Es belegt zu lesen ist trotzdem erschreckend.
» Bürger hört die Signale

Ein Mann namens Otto

Wenn einem die Correctiv-Recherchen aufs Gemüt schlagen, darf man sich danach mit einem schnulzigen Netflix-Film ein bisschen ablenken. Wie wär's mit dem hier? Otto lebt in einem Reihenhaus, irgendwo in den USA. Seine Frau ist tot, er ist zermürbt, mürrisch und hat vor seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch dann zieht eine junge Familie gegenüber ein und obwohl er das alles gar nicht will, taut er langsam wieder auf. Eine rührender Film, mit einem wirklich übellaunigen Tom Hanks als Otto. Genau richtig ist für ein eiskaltes Wochenende mit warmem Herz.
» Schlechte Laune, guter Typ

Büroführung beim Präsidenten

Architectural Digest besucht gerne die Promis der Welt und lässt sich von ihnen durch ihre Häuser führen. Dieses Mal öffnet der mächtigste Mann der Welt seine Bürotür und führt durch das Oval Office. Wahrscheinlich waren wir in keinem uns ansonsten fremden Büro der Welt so oft wie in diesem – wenn auch nur per Tagesschau. Das es einen Nachbau in Maryland, vor den Toren Washingtons gibt, in dem neue gewählte Präsidenten ihre Möbel schon mal probestellen können, wusste ich nicht und ist doch schönes Smalltalk-Wissen
» Wenn diese Wände erzählen könnten

Alles Narzissten?

Viele Wörter aus der Psychologie haben Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Die Diagnose »Narzissmus« stellen unreflektiert mittlerweile auch Laien gerne. Diese Woche stolperte ich über einen Podcast mit dem Psychologen Klaus Eidenschick, der sagt »Es gibt keine Narzissten, nur narzisstische Nöte«. Ein spannender Gedanke, dass Etiketten wie »Narzisst*in« im Miteinander nicht weiterbringen. Menschen mit narzisstischen Nöten kennen wir alle, sind wir womöglich sogar selbst. Das Erkennen und den Umgang damit schildert Eidenschink eindrucksvoll im GOOD WORK Podcast.
» Statt Küchenpsychologie

Nach dem Signalton

Philip Ward hatte eine ebenso einfache wie bestechende Idee. Er veröffentlichte eine Telefonnummer (+1 608-856-4955) und schaltete dahinter das, was man Anrufbeantworter, Mailbox oder Voicemail nennt. Wer anruft, darf Philips AB erzählen, was immer sie oder er auf dem Herzen hat. Privates, Trauriges, Heiteres, Sinnvolles und Sinnloses. Die Nachrichten aus dem Innersten finden so den Weg in die Welt. In kurzen Clips veröffentlicht er ausgewählte Botschaften unter anderem auf Instagram. Reinhören lohnt sich.
» at.the.beep

Gedanke der Woche

»Geht's raus und spielt's Fußball«
Kaiser Franz Beckenbauer

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Was hast du schon viel zu lange nicht mehr gegessen?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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